BrotZeit
Erforschung, Dokumentation und Weitergabe von Erfahrungswissen
Der durchgängige Prozess vom Anbau und Verarbeitung des Getreides in hauseigenen Mühlen bis zum Brotbacken in hauseigenen Öfen hat im Lesachtal lange Tradition. Das Projekt BrotZeit führt Generationen zusammen und unterstützt die Weitergabe von Erfahrungswissen rund um die Herstellung von Brot und regionaler Identität.
Die Herstellung von Brot ist im Lesachtal ein wichtiger Bestandteil für die lokale Kultur und mit sinnlichen Erfahrungen, Ritualen und Bräuchen sowie persönlichen Geschichten verbunden. Dem zugrunde liegt ein breites Spektrum an regionalem Erfahrungswissen, das überwiegend mündlich weitergegeben wurde. Ziel des inter- und transdisziplinären Projekts BrotZeit war es, dieses Erfahrungswissen erstmals wissenschaftlich zu erheben, zu untersuchen und zu dokumentieren sowie im Sinne der kulturellen Nachhaltigkeit zeitgemäß und zukunftsgerecht aufzubereiten.
Gemeinsam mit lokalen Vereinen und Bildungseinrichtungen wurden für Schüler*innen passende Vermittlungs- und Inszenierungsformen entwickelt und umgesetzt, beispielsweise Brotbackworkshops, das gemeinsame Dreschen von Getreide, wie auch Erzählcafés und Zeitzeugeninterviews. Die Träger*innen des immateriellen Kulturerbes, angefangen bei den Bäuer*innen und Müller*innen bis hin zu den Bäcker*innen und Kräutersammler*innen, haben ihr Wissen und Können mit den Jugendlichen bereitwillig geteilt, wodurch ein intensiver, intergenerationeller Dialog entstanden ist, der weit über das Thema Brotherstellung hinausging. Die gemeinsamen, praktischen Erfahrungen der jungen und älteren Generation, gewährten Einblicke in die lebendigen Traditionen zur Lesachtaler Brotkultur und wurden in zielgruppengerechter Form vermittelt, beispielsweise als Trickfilm, Rap oder in einem Theaterstück.
Wirksamkeit und Erfolg
Als Multiplikator für zahlreiche andere Schul-Region-Universitätsprojekte stieß das Projekt BrotZeit sowohl im In- und Ausland auf großes Interesse. Die sehr enge Zusammenarbeit über Generationen hinweg (Alter von 7 bis 87 Jahren) ermöglichte die intergenerationelle Weitergabe von Erfahrungswissen und die direkte Einbeziehung von Jugendlichen. So entstanden Vernetzungen weit über das Thema hinaus, die zur kulturellen Nachhaltigkeit beitragen, förderlich für die Bewusstseinsbildung zu Landschaft und Kulturerbe sind und die die Gemeinschaftsbildung in der Region verstärken sowie weitere Projekte anstoßen.
Die Begegnungen und der Austausch mit Traditionsträger*innen haben die Jugendlichen dazu motiviert, sich intensiver mit dem immateriellen Kulturerbe ihrer Region auseinanderzusetzen und individuelle Talente zu entdecken. Das Verständnis füreinander wuchs in der Begegnung und Zusammenarbeit im gemeinsamen Thema „Brotkultur“ und zeigte auf, dass Nachhaltigkeit in diesem Zusammenhang bedeutet, achtsam und reflektiert Neues und Fremdes zu integrieren. In diesem Sinne wurde u.a. die Ausgestaltung des Lesachtales als Slow food travel Region vorangetrieben.
PROJEKTDETAILS
Verantwortliche: Die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt zusammen mit dem Brot- und Kulturverein Lesachtal
Kooperation: Bildungszentrum Lesachtal/ HLW Hermagor / Kärntner Medienzentrum für Bildung und Unterricht Gemeindeverwaltung / Lesachtal Forum / Synergies Brot- und Kulturverein Lesachtal / Kultur- und Mühlenverein Kulturlandschaftsverein Lesachtal
Projektlaufzeit: 2015-2017
Zielgruppe und Reichweite: Die lokale Bevölkerung (7-87 Jahren), sowie Slow-Travel-Tourist*innen und all jene die sich gerne mit lebendigen Traditionen beschäftigen.
Immaterielles Kulturerbe in Österreich
Das primäre Ziel des Nationalen Verzeichnisses ist eine partizipative und inklusive Bestandsaufnahme des immateriellen Kulturerbes, wobei die eingetragenen Elemente exemplarisch für die Kreativität und den Erfindergeist einer Gesellschaft stehen. Jede Gemeinschaft, Gruppe oder auch Einzelperson, kann bei der Österreichischen UNESCO-Kommission einen Antrag zur Aufnahme stellen. Nicht nur die Expert*innen des Fachbeirats, die über die Aufnahme in das Verzeichnis entscheiden, sondern auch die Traditionsträger*innen selbst staunen oft über den Reichtum und die Vielfalt an Praktiken, die unter dem Titel „Immaterielles Kulturerbe in Österreich“ gesammelt und präsentiert werden. Dieser Prozess der Sichtbarmachung führt auch zu einer erhöhten Wertschätzung.
Das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich schafft also auch eine Möglichkeit, diese höchst aktuellen und brisanten Themen in den Fokus zu stellen und so auf die immense Bedeutung von überliefertem Wissen hinzuweisen.
Der partizipative und inklusive Ansatz bei der Erstellung des Verzeichnisses, der den Fokus auf die Menschen richtet, die das Kulturerbe nachhaltig pflegen, weitergeben und weiterentwickeln, hat Österreich zu internationaler Vorbildwirkung verholfen. Durch die Sichtbarmachung und Wertschätzung sehen sich viele Menschen in ihrem Tun bestärkt und blicken als Gemeinschaft hoffnungsvoll(er) in die Zukunft.
Link – Liste
Brotzeit Trickfilm
Produktionsmitwirkende
Sarah AUER, Marlen OBERNOSTERER, Jasmin ENGEL, Daniel KANZIAN, Joachim LUGGER, Valerie LUGGER, Helene MATOUCH, Lukas OBERNOSTERER, Sebastian OBERNOSTERER, Mailin OBWURZER, Florian ORTNER, Fabian SCHMID, Florian SCHMIDHOFER, Sophie SCHWINGSHACKL, Kilian UNTERLUGGAUER, Moritz UNTERLUGGAUER, Sarah UNTERÜBERBACHER, Stefan WINKLER
Moderation
Valerie LUGGER, Mailin OBWURZER
Pädagogische Begleitung
Johann ORTNER, Petra PRAGGER, Johann GUGGENBERGER
Wissenschaftliche Begleitung
Andrea SIEBER
Aufnahme | Ton | Schnitt
Johann RAUTER
Brotzeit Dokumentation
BrotZeit. Lesachtaler Brot im intergenerationellen Dialog
Projektleitung
A.O. Prof. Dr. Gerhard Strohmeier, Dipl. Ing. Andrea Sieber MA MA
ProjektpartnerInnen
Bildungszentrum Lesachtal: Projektverantwortlicher Lehrer Dipl. Päd. Hans Guggenberger, Dipl. Päd.in Petra Pargger
HLW Hermagor: Projektverantwortliche Lehrerin: Mag. Gabriele Waysocher
Gemeindeverwaltung Lesachtal
Forum Synergies
Brot- und Kulturverein Lesachtal
Kultur- und Mühlenverein Maria Luggau
Kulturlandschaftsverein Lesachtal
Österr. UNESCO Kommission
Kleine Zeitung Kärnten
Projektevaluation
Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung, AAU Klagenfurt, Univ. Prof. Mag. Dr. Franz Rauch, Mag. Mira Dulle
Bildungspartner
Land Kärnten | Kärntner Medienzentrum für Bildung und Unterricht, Fortbildungszentrum Spittal an der Drau | Dipl. Päd. Johann Rauter, Dipl. Päd. Alfred Regenfelder, Dipl. Päd. Mag. Erich Angermann, Dipl. Päd. Hans Jörg Unterkofler
Videodokumentation
Dipl. Päd. Alfred Regenfelder